Geschichte der Pfarrei

Ortsnamen, zusammengesetzt aus einer Eigenschaft (hoch, schön, wild, bloß = kahl, etc.) und einem Hauptwort (Tanne, Fichte, Linde, Kirche, Brunnen, Aue, Berg) gelten heute als ein Hinweis auf frühe deutsche Siedlungen in Grenzräumen. Sie finden sich gehäuft in einem Landstrich um Plößberg, einer Grenzregion „vor dem (Böhmer-)Wald“ der mächtigen Nordgau-Grafen von Schweinfurt, ein durchaus vor 950 erschlossenes Land.

Der erste Adelssitz in Plößberg stand im Bereich des Wirtshauses „Bayerischer Hof“ – an einer damals wichtigen Straße. Die Dienstmannen Arnold von Plößberg und Otto von Wildenau (der Sage nach Brüder) sind um 1125 u. a. Urkundenzeugen ihres Landesherrn, des Grafen von Sulzbach. Als dessen Vasall wird 1167 ein Friedrich „vom Prädium“ genannt, das ist ein siedlungsmäßig erschlossener Bezirk. Er umfasste zumindest Plößberg und Schönkirch.

Die oft wechselnden Herrschaftsverhältnisse können nur skizziert werden: Das Prädium war seit 1188 mit dem ganzen Landstrich staufisches Reichsgut, verwaltet von der Burg Floß aus. Durch den Kaiser kam es 1212 das erste Mal (!) kurz an Böhmen und nach der Mitte des 13. Jhs. durch das so genannte Konradinische Erbe an die niederbayerischen Wittelsbacher.

Schon 1212 war die annähernd gemeinsame Geschichte mit den waldsassischen Orten unserer Großgemeinde beendet, die seitdem immer beim Kloster Waldsassen in der „Oberen Pfalz“ verblieben. Das bedeutete, wer z. B. nach Rothhof ging, überquerte eine Art (durchlässige) Staatsgrenze, verließ die „Junge Pfalz“, zu der seit 1505 das Amt Floß gehörte.

Damit nicht genug. Ab 1360 waren die wittelsbachischen Landsassengüter ein nur in männlicher Linie vererbbares Lehen der Krone Böhmens geworden. Die Kronlehen Plößberg und Schönkirch in „Neuböhmen“ unterstanden trotzdem bayerischer Landes- und Gerichtshoheit! Dieser Umstand zog ein labiles politisches Gleichgewicht nach sich – und viele Probleme. Die böhmische Lehenseigenschaft endete gemäß den Bestimmungen des Pressburger Friedens am 31. Dezember 1805. Die Untertanen der böhmischen Lehensgüter hatten übrigens mehr zu erleiden durch ihre Grundherren als die Klosteruntertanen im Norden durch ihr Kloster.

Plößberg gehörte ursprünglich zur Urpfarrei Floß St. Peter. Die Filiale Plößberg betreute der Kaplan der kath. Pfarrei Floß. Diese nahm die evangelische Lehre ab 1551 an – latent durch deren Pfarrer Hecht. Konsequent führte die Herrschaft der Jungen Pfalz ab 1556 die neue Lehre ein. 1557 errichteten die Gutsherren von Wildenau, Schönkirch und Plößberg die evangelische Pfarrei Plößberg. Sie existierte bis zum 17./18. September 1627. In dieser Zeit – 1622 – wurde die Pfarrkirche St. Georg neu gebaut. In diesen wirren Glaubenszeiten kamen z. B. Nachbarn aus den nun kalvinischen waldsassischen Gebieten – bis aus Tirschenreuth – zum evangelischen Gottesdienst nach Plößberg.

In der seit 1627 rein katholischen Pfarrei führte „schwedische“ Soldateska 1634 den evangelischen Gottesdienst wieder ein. Es blieb ein konfessioneller Schwebezustand bis 1649 erhalten, währenddessen das evangelische Kirchbuch katholisch geführt wurde; ab 1649 rein evangelische Pfarrei, ab 20. August 1652 endgültige vertragliche Gleichberechtigung (Simultaneum) der beiden Religionen im Amt Floß. Seitdem gibt es in unserer Pfarrei alteingesessene Protestanten. Das Simultaneum in Plößberg war der Pfarrei Floß unterstellt – anfänglich als (unbesetzte) Landpfarrei (mit Filiale Schönkirch). Ab 30. November 1681 wurde die nun herabgewürdigte Pfarrei Plößberg von der neu gegründeten Pfarrei Püchersreuth als deren Filiale betreut – ohne eigenen Priester. Durch die Entfernung vom Pfarrsitz (2 ½ Fußstunden = knappe acht km) gestaltete sich die geistliche Versorgung als schwierig. Wegen zu geringer Erträgnisse konnte die Stelle in Plößberg kaum besetzt werden. Trotzdem begannen 1783 die Anfänge eines Benefizium (Benefiziat = durch eine Stiftung bezahlter Seelsorger), welches erst ab 1788 besetzt wurde. Erst mit dem Kuratbenefizium (Kurat = Hilfsgeistlicher mit eigenem Seelsorgebezirk) wurde ein eigener Seelsorgebezirk 1858 gegründet, welcher immer noch nominell der Pfarrei Püchersreuth unterstand.

1853 wurde der um die Simultankirche gelegene Friedhof aufgelöst und ein neuer angelegt. 1883 – 1886 Trennung des simultanen Kirchenvermögens; es zeichnete sich eine mögliche Trennung des staatlich erzwungenen Miteinanders beider Konfessionen ab. Ab 1894 betrieb man konsequent die Erhebung zur selbständigen Pfarrei, wozu auch eine Kirche gehört. Schon 1903 hatte man einen Kirchenbauverein gegründet. In schwierigster Zeit, unter großen Opfern, wurde die neue Pfarrkirche von 1916 – 1918 erbaut.